Lipödem: Wenn Schwere zur Belastung wird – ganzheitliche Hilfe bei Lipödem
13. August 2025
10 min
Das Lipödem-Syndrom ist eine chronische Erkrankung des Unterhautfettgewebes, die häufig über Jahre unerkannt bleibt. Sie betrifft fast ausschliesslich Frauen und wird oftmals fälschlicherweise mit Übergewicht oder Adipositas gleichgesetzt. Dabei handelt es sich beim Lipödem um eine eigenständige, medizinisch relevante Diagnose – mit spezifischen Symptomen und Behandlungsansätzen. Viele Betroffene leiden unter Schmerzen, Spannungsgefühlen und einer spürbaren Einschränkung der Lebensqualität. Besonders belastend ist, dass die Beschwerden nicht selten verharmlost oder fehlinterpretiert werden – sowohl im sozialen Umfeld als auch im medizinischen Kontext. Trotz der Bezeichnung Lipödem – was eine Schwellung (Ödem) des Gewebes vermuten lässt – ist Ödem nicht zwingend vorhanden. Zwar kann dies begleitend auftreten, es zählt jedoch nicht zu den typischen Merkmalen des Lipödem-Syndroms.
Ganzheitliche Betreuung im Spital Zollikerberg
Am Spital Zollikerberg verfolgen wir einen interdisziplinären, ganzheitlichen Ansatz in der Betreuung von Patient:innen mit Lipödem-Syndrom. Dazu gehören:
- Spezialisierte Entstauungstherapie im Therapie-Zentrum mit individueller physiotherapeutischer Begleitung
- Fundierte medizinische und therapeutische Beratung zur Abgrenzung gegenüber anderen Diagnosen und zur Behandlungsplanung und -begleitung
- Chirurgische Optionen durch unsere plastisch-chirurgische Expertise, wenn konservative Therapien nicht ausreichen
In diesem Beitrag beantworten wir zentrale Fragen zur Diagnose und Behandlung des Lipödem-Syndroms und zeigen, wie wir Betroffene auf ihrem Weg unterstützen, entlasten und begleiten.
Was ist das Lipödem-Syndrom – und wie erkennt man die Erkrankung frühzeitig?
Das Lipödem-Syndrom ist eine chronische Erkrankung des Unterhautfettgewebes, die fast ausschliesslich Frauen betrifft. Typisch ist eine überproportionale Vermehrung von Fettgewebe – meist an den Beinen, teilweise auch an den Armen. Die Füsse und der Rumpf bleiben in der Regel ausgespart, was zu einer deutlich sichtbaren Disproportion zwischen Ober- und Unterkörper führt.
Früher wurde das Lipödem als rein kosmetisches Problem missverstanden oder mit Adipositas verwechselt. Heute ist klar: Es handelt sich um ein eigenständiges, medizinisch relevantes Krankheitsbild – mit spezifischen Symptomen, die den Alltag stark beeinträchtigen können.
Typische Symptome:
- Spontan auftretende Schmerzen in den betroffenen Regionen
- Starke Berührungs- und Druckempfindlichkeit
- Schwere- und Spannungsgefühl, vor allem nach langem Sitzen oder Stehen
- Leichte Hämatome (Blutergüsse) bei geringfügigen Verletzungen – bedingt durch empfindliche Blutgefässe
- Fussinstabilität (z. B. häufige Umknickverletzungen) bei ca. 60 Prozent der Betroffenen – durch schwaches Bindegewebe
Was verursacht die Beschwerden?
Mit zunehmendem Körpergewicht – etwa durch erhöhte Kalorienzufuhr und Bewegungsmangel – wachsen die Fettzellen weiter an. Da sich Blutgefässe langsamer entwickeln als Fettgewebe, wird das Gewebe zunehmend ungenügend mit Sauerstoff versorgt. Diese Unterversorgung führt dazu, dass Entzündungszellen ins Gewebe einwandern und chronische Schmerzen verursachen können.
Zusätzlich können mentaler Stress und psychische Belastungen die Beschwerden verstärken. Deshalb ist auch die psychologische Begleitung ein wichtiger Aspekt in der Betreuung.
Warum spricht man vom «Lipödem-Syndrom»?
Obwohl der Begriff «Lipödem» eine Flüssigkeitseinlagerung (Ödem) vermuten lässt, ist ein Ödem nicht typisch für diese Erkrankung. Um dieser irreführenden Vorstellung entgegenzuwirken, wird in der Schweiz bewusst der Begriff Lipödem-Syndrom verwendet – zur Abgrenzung von anderen Ödemformen wie etwa dem Lymphödem.
Verlauf und mögliche Komplikationen
Der Krankheitsverlauf ist individuell. Lange nahm man an, das Lipödem-Syndrom schreite zwangsläufig fort. Heute weiss man, dass es nicht bei allen Patient:innen gleich verläuft.
Wichtig ist: Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Lipödem-Syndrom, Gewichtszunahme und Bewegungsmangel – alle drei Faktoren können sich gegenseitig negativ beeinflussen. Ein stabiles Gewicht und regelmässige, moderate Bewegung helfen, die Symptome zu lindern.
Bei ausgeprägtem Übergewicht kann zusätzlich ein Lymphödem entstehen – eine Schwellung, die durch eine Störung im Lymphabfluss verursacht wird. Das Gewebe verhärtet sich, Entzündungsgefahr und Infektionsrisiken steigen.
In solchen Fällen überschneiden sich dann drei Erkrankungen, welche jeweils gezielt und interdisziplinär behandelt werden müssen:
- Lipödem-Syndrom
- Adipositas
- Lymphödem
Welche Therapien bietet das Therapie-Zentrum bei Lipödem-Syndrom und chronischen Schwellungen an
Im Therapie-Zentrum des Spitals Zollikerberg bieten wir ein umfassendes, individuell abgestimmtes Therapieangebot für Menschen mit Lipödem-Syndrom und chronischen Schwellungen. Ziel ist es, Beschwerden zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und Betroffene zu befähigen, aktiv mit ihrer Erkrankung umzugehen.
Unsere Behandlungsansätze beruhen auf zwei zentralen Säulen: Lymphologischer Physiotherapie und Bewegungstherapie.
Lymphologische Physiotherapie
Diese Therapieform ist speziell auf die Entlastung des Gewebes und die Förderung des Lymphabflusses ausgerichtet und kommt auch bei schmerzhaften Stadien des Lipödem-Syndroms zum Einsatz. Die Massnahmen werden individuell auf die Symptome der Patient:innen abgestimmt:
- Manuelle Lymphdrainage mit weichen Fibrosegriffen: vor allem zu Beginn der Behandlung, um Schmerzen zu lindern und die Verträglichkeit der Kompressionstherapie zu verbessern
- Kompressionstherapie: schrittweise Bandagierung zur Druckgewöhnung
- Anpassung von massgefertigten Kompressionsstrümpfen, in Zusammenarbeit mit erfahrenen Orthopädietechniker:innen
Bewegungstherapie
Regelmässige, gezielte Bewegung ist ein zentraler Bestandteil der konservativen Therapie beim Lipödem-Syndrom. Unsere Angebote unterstützen Patient:innen dabei, aktiv zu bleiben und Beschwerden langfristig zu reduzieren:
- Einzeltherapie – individuell begleitet durch spezialisierte Therapeut:innen
- Medizinische Trainingstherapie mit verschiedenen Therapieabonnements
- Wassertherapie – gelenkschonendes Training im warmen Wasser
- Kursangebote wie Evergreen, Pilates oder Yoga – speziell angepasst an die Bedürfnisse von Menschen mit chronischen Beschwerden
Ergänzt wird das therapeutische Angebot durch individuelle Fitness- und Bewegungsberatungen, die Patient:innen dabei unterstützen, auch im Alltag aktiv und in Bewegung zu bleiben.
Wie kann eine gezielte Bewegungstherapie Schmerzen und Beschwerden bei Lipödem-Syndrom lindern?
Regelmässige Bewegung ist ein zentraler Bestandteil der Therapie beim Lipödem-Syndrom. Durch Muskelaktivität wird der Lymphfluss angeregt, die Durchblutung verbessert und entzündliche Prozesse im Gewebe reduziert – das kann Schmerzen und Spannungsgefühle deutlich lindern.
Gezieltes Training hilft ausserdem, das Gewebe zu stabilisieren, die Belastbarkeit im Alltag zu steigern und einem Fortschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken.
Wichtig ist eine individuell angepasste, schonende Bewegungstherapie, idealerweise unter fachkundiger Anleitung.
Wann ist eine Liposuktion (umgangssprachlich auch Fettabsaugung) medizinisch sinnvoll?
Bei einem Lipödem ist die Liposuktion dann medizinisch sinnvoll, wenn die krankhaft vermehrten Fettdepots zu Schmerzen, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen führen und konservative Behandlungsformen wie oben genannt keine ausreichende Linderung bringen. Die Fettabsaugung ermöglicht es, diese Fettansammlungen dauerhaft zu entfernen, wodurch Symptome reduziert und die Lebensqualität spürbar verbessert werden können. Wichtig zu wissen: Eine Liposuktion ist keine Methode zur allgemeinen Gewichtsreduktion und wird nicht zur Behandlung von Übergewicht eingesetzt.
Das Spital Zollikerberg bietet im Rahmen der Plastischen Chirurgie eine Liposuktion an. Dabei handelt es sich um ein etabliertes Verfahren zur Körperformung (Body Contouring) und zur Behandlung von Fettansammlungen.
Wie läuft eine Liposuktion ab?
Am Spital Zollikerberg wird die Liposuktion als Teil des Body-Contouring-Angebots innerhalb der Plastischen Chirurgie durchgeführt. Der Ablauf umfasst in der Regel folgende Schritte:
- Beratung und Planung: Im persönlichen Gespräch werden die individuellen Anliegen, die zu behandelnden Körperregionen sowie mögliche Risiken und Erwartungen besprochen.
- Anästhesie: Der Eingriff erfolgt meist unter örtliche Betäubung oder Vollnarkose.
- Fettabsaugung: Das Fett wird durch feine Kanülen abgesaugt. Dabei kommen schonende Techniken zum Einsatz, um das umliegende Gewebe zu schützen.
- Nachsorge: Direkt nach der Operation werden Kompressionswäsche angelegt, das für mehrere Wochen getragen werden sollte, um Schwellungen zu minimieren und die Heilung zu unterstützen.
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